Play08: Festival für kreatives Computerspielen

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Vier Tage lang war Potsdam das Zentrum für den kreativen Umgang mit Computerspielen. In Workshops, einem Labor von Medienkünstlern, Ausstellungen und Gesprächen konnte probiert, realisiert und bestaunt werden, was man mit Computerspielen noch machen kann.
„Am tollsten ist, dass wir umsetzen können, was wir wollen“ erklärte die Teilnehmerin eines Schülerworkshops zum Thema Gamedesign. In diesem Workshop, der an allen vier Festivaltagen stattfand, konnten sich die Teilnehmenden in der Gestaltung eigener Spiele ausprobieren. Produziert wurden Flash-Games und 3D-Spiele. z.B. eines, bei dem der nette Mathelehrer befreit werden musste. Hierzu mussten nicht nur Matheaufgaben gelöst, sondern auch die böse Deutschlehrerin überwunden werden. Konzepte für Abenteuerspiele wurden entwickelt, z.B. das von einem bekannten Spiel inspirierte Spiel: der „Groupie-Hero“. 
In den anderen Workshops wurde vermittelt, wie man mit handelsüblichen und bei fast allen Jugendlichen bekannten Computerspielen Filme machen kann. Figuren der Spiele werden zu Schauspielern und die zu Grunde liegende Programmierung wird für physikalische Prozesse genutzt. In den Workshops mit dem Titel „Mixed Reality“ hat der Berliner Künstler Aram Bartholl aufgezeigt, wie es aussieht, wenn man Elemente aus Computerspielen in die Realität holt und sie in Originalgröße von allen Seiten betrachten kann. Entstanden sind so WoW-Namensschilder, eine Axt und die Kristalle aus SIMS 2. Die Interaktive Plattform der Bundeszentrale für politische Bildung spielbar.de bot den Workshop „Probieren und Kommentieren von Spielen“ für Erwachsene angeboten. Hier konnten die erwachsenen Teilnehmer/innen einen guten Überblick der Computerspielewelt bekommen und auch gleich ausprobieren, was den Reiz an ihnen ausmacht.
„Mit den Workshops und deren Ergebnisse waren wir sehr zufrieden. Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren durchweg positiv“ erklärt Jana Dugnus aus der Initiative Creative Gaming. Ein Wermutstropfen war dann allerdings bei all der Euphorie dabei: Viel mehr Schulklassen hätten an den Workshops teilnehmen können. „Es ist immer wieder ein Problem mit dem Thema Computerspiel an die Öffentlichkeit, vor allem in Schulen zu gehen. Man kann manchmal den Eindruck gewinnen, wir wollten etwas Unanständiges anbieten“ so Andreas Hedrich, Medienpädagoge und Mitinitiator von play08. Damit Lehrer, Eltern und Pädagogen den Wert der kreativen Nutzung von Computerspielen noch einmal ausprobieren können, sollen demnächst Workshops in Potsdamer Schulen angeboten werden. Zudem gibt es Überlegungen, play09 noch einmal in Potsdam stattfinden zu lassen.
Die medienpädagogisch ausgerichteten Workshops waren der eine Bestandteil des Festivals. Wichtig war den Organisator/innen auch, die Grenzen zwischen pädagogischen Projekten und Medienkunst aufzuheben und Akteure beider Seiten ins Gespräch miteinander zu bringen. Hierzu war während der gesamten Veranstaltung ein Laboratorium aufgebaut, in dem vier Medienkünstler/innen aus ganz Deutschland für play08 ein eigenes Spiel entwickelten. Hierzu brachen sie die Grenzen bekannter Spiele auf. „Das war eine tolle Anregung für beide Seiten“ so Jonas Hielscher, der das LAB organisiert hatte. „Viele der Schüler sind zu uns gekommen und haben sich erklären lassen, was wir machen und wie wir vorgehen. Wir LAB-Teilnehmer waren auf der anderen Seite ganz fasziniert von der Kreativität und dem Ideenreichtum in den Spielen der Jugendlichen“, so Hielscher weiter. Entstanden ist ein Spiel, welches das Schaufenster der FH Potsdam als Inspiration nutzt. Zugleich ist es ein Spiel zwischen innen und außen. Ein auf die Glasscheibe projiziertes Labyrinth-Spiel wird für den Spieler im Raum erst sichtbar durch einen Mitspieler draußen vor dem Fenster, der eine „Leinwand“ in der Hand hält, mit der er der Spielfigur folgt. Zugleich ist der Mitspieler auch der Gegner, denn er muss andere Symbole einsammeln als der „Innenspieler“. Ein Spiel mit dem Spiel also.
Anregend zur Diskussion und um einen anderen Blick auf Spiele zu bekommen, war auch die Ausstellung bei play08. Hier hatten die LAB-Teilnehmer ihre Exponate, z.B. die real gewordenen Hasen aus dem Spiel „Unreal“ (Karin Lingnau) oder das „Collectic“ von Jonas Hielscher, bei dem man mit WLAN-Punkten in der Stadt spielt, ausgestellt. Fasziniert von den witzigen und zum Nachdenken anregenden Ideen kam an den Festivaltagen zunehmend mehr Laufpublikum. „Leute, die einfach einmal ausprobieren wollten, wie moderne Computerspiele funktionieren oder von der Ausstellung und dem Trubel in diesem öffentlichen Raum angezogen worden waren, blieben oft über Stunden“, so Tina Ziegler Pressereferentin der Initiative.
Der Austausch über die Notwendigkeit sich in verschiedenen Fachdisziplinen mit dem Thema Computerspiel auch aus einer anderen Perspektive auseinander zu setzen stand beim Talk am dritten Festivaltag im Vordergrund. Medienpädagogen, Juristen, Sozialwissenschaftler und Medienkünstler tauschten sich hier aus. „Man merkt wie groß das Bedürfnis ist sich mit dem Thema ernsthaft zu befassen. Die Wissenschaftler der Uni Potsdam und aus dem Hans-Bredow-Institut verdeutlichten dies. Zudem haben unsere Partner deutlich gemacht, dass sie hoffen, dass es mit play und Creative Gaming weitergeht“ so Andreas Hedrich.
play08 ist eine Veranstaltung der Initiative Creative Gaming in Kooperation mit spielbar.de, der interaktiven Plattform der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Computerspiele und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg sowie der Fachhochschule Potsdam, der LAG Multimedia Brandenburg e.V., der LAG Medienarbeit e.V. Berlin unterstützt durch Jugendserver Brandenburg, das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung und DIGAREC – Zentrum für Computerspielforschung.